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(Polke, Schlangenhaut – Willich 1973.

(Polke, Schlangenhaut - Willich 1973.

Polke, Sigmar – Bernd Jansen: Schlangenhaut – Willich 1973. Bernd Jansen fotografiert Sigmar Polke.

Schwarz-Weiß Fotografie, 30 x 40 auf Baryth, verso bezeichnet, signiert und datiert. Vintage Print aus 1973 in der Rahmung des Fotografen für die erste Galeriepräsentation 1973. Rahmung verso mit Fensteraussparung für Bezeichnung, Signatur und Datierung. Innenmaß der Fotografien 35 x 24 cm. Hier das letzte Bild der Serie mit Polke in „endgültiger Pose“.

Ab 1972 lebte Sigmar Polke auf dem Gaspelhof in Willich zwischen Mönchengladbach und Düsseldorf. Der Hof bildete eine von ihm inszenierte Lebensgemeinschaft, eine Art Künstlerkommune á la „Polke, Duchow & Co“, in der zeitweise Freunde wie Katharina Sieverding, Marietta Althaus, Astrid Heibach, Katharina Steffen, Achim Duchow und viele andere lebten. Dieses Experiment einer funktionierenden Gegenkultur innerhalb der gegenwärtigen Kunst- und Kulturszene währte sechs produktive Jahre. Comics, Undergroundliteratur, Musik aus Jazz, Pop und Rock sowie Drogen nahezu jeder Art, insbesondere Halluzinogene, spielten eine bedeutende Rolle im gemeinsamen Alltagsleben und spiegeln sich in den daraus entstandenen Arbeiten.

1973 fotografierte Bernd Jansen Sigmar Polke hier vor der Türe zum Wohnhaus sowie im Wohnraum in einer Serie von 8 Bildern, eingewickelt in eine Schlangenhaut. Polke zieht sie wie eine Schleppe, wickelt sich in sie ein, räkelt sich in ihr divenhaft auf einem alten Orientteppich. Diese Inszenierung findet unter anderem Bezüge in David Bowie und der von ihm provozierten Aufhebung männlicher Rollenklischees durch bisexuelle Posen auf Plattencovern und bei Auftritten (The Man Who Sold the World). Das Spielen mit Geschlechterbildern ist aber nicht der alleinige Hintergrund: Die Schlange respektive ihre Haut zieht sich durch viele Aspekte des Werkes Polkes. 1973, anläßlich einer Ausstellung im Westfälischen Kunstverein Münster mit Achim Duchow „wickelte“ er das dazu herausgegebene Künstlerbuch in eine Schlangenhaut als Umschlag, 1973 gestaltet er eine Grafik – Figur mit Hand (Es schwindelt) – deren Untergrund er als blaue und braune Schlangenhaut erscheinen lässt. Die Werkgruppe der „Kleinbürger“ enthält eine Arbeit „Schlangenhaut“ und in einigen Rasterstrukturen unterschiedlicher Arbeiten kann man ebenfalls der Haut einer Schlange folgen. Aber es bedarf nicht des konkreten Verweises auf die Schlange selber – im Bild „Menschenschlange“ sind die Köpfe mit Schlangenformen aus phosphorisierenden Farben übermalt. Es sind die Strukturen, die sich aus der Haut der Python ergeben, die für Polkes Arbeitsweise relevant sind. Auf die grob vergrößerten Rasterpunkte der ersten Jahre folgten Punkte auf Fliegenpilzen oder die Schlangenhaut, alles Mechanismen, die Wechselwirkungen im Werk erzeugten.

Bernd Jansen, geboren 1945 in Bedburg am Niederrhein, ist einer der wichtigsten Chronisten der Düsseldorfer Kunstszene, gerade der späten 60er und der 70er Jahre. Neben zahllosen Porträts unter anderem von Gerhard Richter, Blinky Palermo, Günther Uecker, Joseph Beuys, Ferdinand Kriwet und zahllosen anderen fertigte er 1973 drei größere Serien von Sigmar Polke auf dem Gaspelhof. Jansen studierte ab 1966 bis 1971 bei Prof. Dr. Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen, 1970 erfolgte die Berufung in die GDL – Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. Ab 1971 war er als freier Bildjournalist tätig. Neben den Porträtfotos und begleitenden Dokumentationen von künstlerischen Aktionen (Beuys) arbeitete er mit künstlerisch motivisch freier Fotografie, seit den 90er Jahren auch erweitert zur Plastik und Materialassemblage. Bernd Jansen lebt und arbeitet in Düsseldorf.

EUR 1.500,-- 

61368AB
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